Gastbeitrag:
Compagnie des Indes Jamaica New Yarmouth Single Cask Rum 12 Jahre Tasting
Vorwort
Dafür hat er sich einen viel beachteten und sehr interessanten Jamaica Rum ausgesucht. Das kommt mir auch besonders entgegen, weil ich die Jamaica High-Ester Rums sowieso nicht so sehr mag. Der einzige High-Ester Rum den ich bisher wirklich gut finde ist der Savanna HERR. Da es ein Gastbeitrag ist, gibt es diesmal natürlich keine Punktebewertung, da sie ja nicht vergleichbar wäre. Auch der Aufbau des Tastings richtet sich nach dem Gastautor und wurde von mir nicht geändert.
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal meinen Dank für diesen Beitrag und die tollen Bilder aussprechen.
Aber nun viel Spaß mit dem Tasting von Christian Lanzerath.
Compagnie des Indes Jamaica New Yarmouth Single Cask Rum 12 Jahre
Single Cask statt bloß Blend-Zutat
In diesem Fall handelt es sich um einen Single Cask Rum aus Jamaica, genauer gesagt: aus der Brennerei New Yarmouth. Der Name wird vielleicht nur eingefleischten Rum-Fans etwas sagen. Ich selbst kannte ihn vorher auch nicht. New Yarmouth gehört zum gleichen Mutterkonzern wie Appleton Estate: J. Wray & Nephew Ltd. Dieser wiederum gehört zu Campari. Aus der gleichen Destille wie mein heutiger Tasting-Kandidat stammen vor allem Brände, die für Blends und massenmarkttaugliche Sorten genutzt werden. Der bekannte Wray & Nephew White Overproof Rum kommt beispielsweise aus den Destillationsanlagen von New Yarmouth. Diese Single Cask-Abfüllung von CDI ist so gesehen eine echte Besonderheit.
Auskunftsfreudiger Abfüller
… es sich um einen Single Cask Rum aus der Brennerei New Yarmouth auf Jamaika handelt,
… der Rum im Juni 2005 destilliert und nach der Fassreifung im August 2017 abgefüllt wurde,
… es sich um Rum aus dem Fass mit der Nummer JNY19 handelt,
… es sich um Flasche 182 von 327 aus diesem Fass handelt und
… der Alkoholgehalt bei üppigen 55 Prozent liegt.
Zugegeben: Nicht alle Infos stehen auf dem Etikett, aber CDI macht auch kein Geheimnis draus. So ist der Rum weder nachgefärbt noch nachgesüßt (sonst stünde es drauf), allerdings kühlgefiltert. Außerdem handelt es sich nicht um einen Rum in Fassstärke. Denn in Dänemark beispielsweise ist der gleiche Rum mit ganzen 62 Prozent Alkohol erhältlich. Holla! 55 reichen mir. Genug gequatscht, jetzt zur Verkostung:
Meine Tasting-Notes
Geruch: Selbst wenn man seine Nase nicht tief ins Glas hängt (es reicht schon, sich im selben Raum zu befinden), bekommt man sofort die volle Dröhnung Klebstoff und Benzin geliefert – der Duft eines Rums mit einem hohen Ester-Gehalt. Wer darauf steht und dran bleibt, findet noch mehr: Rosinen, Grüner Apfel, Banane, Ananas, Mango, Pfirsich, Pflaume – ein ganzer Fruchtsalat aus hellem und dunklem Obst. Aber ich finde auch etwas Menthol, Kiefernnadeln und Lakritze. Eine sehr komplexe und vielschichtige Nase, dabei ist der Alkohol nur sehr dezent wahrnehmbar.
Geschmack: Das Aroma von Verdünnung ist im Mund weit weniger ausgeprägt als in der Nase, aber immer noch deutlich. Ebenfalls deutlich: Der Alkohol. Aber für 55 Prozent ist das immer noch sehr angenehm und nicht so stechend, wie man es vielleicht erwartet. Im Geschmack halten sich der erwähnte Fruchtsalat und die Aromen von Menthol sowie Kiefernnadeln in etwa die Waage. Insgesamt ist der Rum im Mund ebenfalls äußerst komplex und eine tolle Mischung aus Süße und Holzigkeit – hier kommt die lange Fasslagerung heraus.
Abgang: An diesem Rum kann man nicht nur lange riechen, sondern er bleibt auch lange auf der Zunge. Nach dem Runterschlucken hat man minutenlang etwas davon.